Ziele pädagogisch betreuter Spielplätze

Soziales Lernen

Die soziale Kompetenz von Kindern und Jugendlichen erweitern

Ziel der Arbeit pädagogisch betreuter Spielplätze ist es, im täglichen Miteinander die soziale Kompetenz von Kindern und Jugendlichen zu erweitern. Die Aufgabe der Mitarbeitenden ist es, die Kinder und Jugendlichen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen zu beobachten und die Prozesse, die sich aus dem Miteinander ergeben, so zu moderieren, dass die unterschiedlichen Interessen wahrgenommen und gelebt werden können. Hier sind häufig Aushandlungsprozesse nötig, damit die Heranwachsenden zu ihrem Recht kommen und sich die Beteiligten auch in Konfliktsituationen einigen. Das Vertreten eigener Interessen wird gelernt, die Wahrnehmung der Interessen von anderen Menschen und Tieren, die weniger durchsetzungsstark sind, und die gewaltfreie Kommunikation können eingeübt werden. Das führt die Kinder und Jugendlichen auf den Weg zu mündigen demokratischen Bürgern unserer Gesellschaft.

Ein realistisches Selbstbild zu entwickeln, die eigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen und ein positives Selbstwertgefühl aufzubauen ist eine wichtige  Entwicklungsaufgabe. Neben Orten und Dingen, um sich selbst auszuprobieren, brauchen Kinder und Jugendliche Erwachsene, die Zeit haben, sie bei diesen Erfahrungen zu unterstützen und gemeinsam mit ihnen Erlebtes zu reflektieren. Erfolgserlebnisse durch das Erreichen selbst gesteckter Ziele, Bestätigung und Anregung stärken das Zutrauen in die eigenen Kräfte und Möglichkeiten. Die Erfahrungsräume und Materialien dafür stellt der betreute Spielplatz zur Verfügung. Die Mitarbeitenden sehen sich als Partner und Partnerinnen in der Begleitung der Kinder.

Auf pädagogisch betreuten Spielplätzen lernen Kinder und Jugendliche, Verantwortung für das eigene Handeln, die Umwelt und Mitmenschen zu übernehmen. Sie üben diese Kompetenzen durch die gemeinsame Gestaltung des Alltags und ihrer Aktivitäten. So ist ein wichtiger Bestandteil der regelmäßigen Platzversammlung die Klärung von Problemen und das Aushandeln von Regeln.

Arbeit pädagogisch betreuter Spielplätze fördert durch die Angebote und die Offenheit ein friedliches, tolerantes und wertschätzendes Miteinander. Gerade die Prozesse der Offenen Arbeit und das breite Angebotsspektrum schaffen eine Atmosphäre des offenen Lernens und Experimentierens, die ihrer Natur nach fehlerfreundlich ist. Die handwerklichen und tierpflegerischen Angebote stellen Herausforderungen für alle Besucher*innen dar. Hier werden Dinge ausprobiert und neue Fähigkeiten entdeckt. In der Regel sind die Anforderungen im Umgang mit Tieren oder auch Werkzeugen so ungewohnt und komplex, dass Menschen sowohl mit als auch ohne Behinderungen sich die Tätigkeiten neu aneignen und sich gegenseitig helfen müssen, damit ein Projekt gelingt. In der gemeinsamen Arbeit finden die Heranwachsenden einen leichteren Zugang zueinander. Füreinander das Werkzeug halten oder für den Anderen einen Rollstuhl schieben bilden fließende Übergänge im Gesamtprozess des miteinander Gestaltens und Arbeitens.

Das Setting pädagogisch betreuter Spielplätze bietet viele Möglichkeiten, sprachliche und körperliche Formen der Beeinträchtigung zu überwinden. Hierbei sind eine fachliche Qualifikation des Personals und eine angemessene personelle Kapazität wichtige Grundlagen für gelingende inklusive Prozesse. Auf Bundesebene werden im Fachverband BdJA im Rahmen des Projekts Spielfalt Handlungskonzepte für inklusive Arbeit auf Jugendfarmen und Aktivspielplätzen entwickelt (BdJA 2019). Handlungsleitend für die pädagogische Arbeit ist die Haltung, dass allen Kindern und Jugendlichen, die diese Einrichtungen besuchen und deren Angebote wahrnehmen möchten, dies ermöglicht wird. Die UN-Menschenrechtscharta und die UN-Behindertenrechtskonvention geben hierfür die maßgeblichen Orientierungsgrundlagen (BdJA 2017).

Bildung

Pädagogisch betreute Spielplätze sind Einrichtungen der außerschulischen Kinder- und Jugendbildung

Tiere, Pflanzen und die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft

Naturerfahrungsräume sind ein zentraler Aspekt pädagogisch betreuter Spielplätze. Kinder brauchen Freiräume, in denen sie ihren Bewegungsdrang ausleben, ihrer Phantasie freien Lauf lassen und selbst gestaltend tätig werden können. Auf pädagogisch betreuten Spielplätzen können Kinder unmittelbar Natur und deren Elemente erleben, biologische Kreisläufe und ökologische Zusammenhänge erfahren.

Die bewusste Arbeit mit den Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer wird zur Heranführung an ökologische Grundfragen unserer Erde und der Beziehung des Menschen zu der uns umgebenden Welt genutzt. Das Spielen mit den vier Grundelementen der Natur fördert auf sinnliche Weise die Beziehung der Heranwachsenden zur Natur und schafft somit eine Grundlage für ökologisches Bewusstsein. 

Pädagogisch betreute Spielplätze sind natürliche Orte des Spielens. Ganz im Sinne von Andreas Flitner (1998), der Spielen die Arbeit des Kindes nannte, wird dem Spielen auf Jugendfarmen und Abenteuerspielplätzen eine zentrale Bedeutung beigemessen. „Der Mensch […] ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ (Schiller 1795). Daher gehören Spiele zu den alltäglichen Aktivitäten. So werden z. B. draußen regelmäßig Spielaktionen mit größeren Gruppen organisiert. Selbstständig spielen die Kinder und Jugendlichen aber auch klassische Spiele wie Badminton oder Tischtennis. Darüber hinaus werden alte Spiele (z. B. Verstecken oder Murmeln) und neuere (z. B. Kubb) bekannt gemacht. In überdachten Räumen werden täglich neben Kicker und Billard auch immer wieder neue Spiele am Spieltisch ausgeübt. Immer geht es dabei um die Auseinandersetzung mit Anderen, in den gruppendynamischen Prozessen bei wilden Spielen im Freien genauso wie am Spieltisch.

Die Trennung von Lebenswelt und Arbeitswelt der Erwachsenen verhindert für Heranwachsende eine direkte Erfahrung mit Werkzeug und Material und mit traditionellen Handwerkstechniken. Solche Handwerkstechniken wie Schmieden, Filzen, Töpfern oder Korbflechten sind ein Bildungsschwerpunkt betreuter Spielplätze. Kinder erwerben Wissen über traditionelle Gewerke und erproben sich in alten Herstellungstechniken. Das fördert einen respektvollen Umgang mit Dingen und Ressourcen. Beim Werken, Basteln und Bauen können handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt und geübt werden, was sowohl der Allgemeinbildung dient, als auch für die spätere berufliche Orientierung hilfreich ist.

Eine zentrale Rolle auf betreuten Spielplätzen nimmt der Hüttenbaubereich ein. Hier werden drei wichtige Prinzipien verwirklicht: Die Partizipation – Kinder und Jugendliche können sich ihren Spielplatz selbst gestalten, indem sie ihn von Grund auf selbst bauen. Die Sozialisation – eine Hütte kann man nicht alleine bauen; wenigstens drei Kinder sollten sich dafür zusammenfinden. Es gibt Nachbar*innen, die Besitzer*innen der nächsten Hütten, mit denen man sich über die Gestaltung der Wege oder Brücken zwischen den Bauten einigen muss. Den Umgang mit Gefahren lernen – Bauspielplätze bieten ein Gefahrenpotenzial und dennoch geschehen vergleichsweise wenige Unfälle, da die Kinder mit den Abständen, Höhen, Werkzeugen etc. bewusst umzugehen lernen.

Die vielfältigen Möglichkeiten eines pädagogisch betreuten Spielplatzes fordern Kinder und Jugendliche zum Probieren, Entdecken und Experimentieren heraus. Bei der Lösung praktischer Probleme ist Improvisation gefragt und so kann Phantasie im Alltag umgesetzt werden. Durch die Möglichkeit, selbst schöpferisch tätig zu werden oder einfach etwas Spannendes zu tun, werden Kinder und Jugendliche zur eigenständigen Weiterentwicklung motiviert. 

Abenteuer und Entspannung

Pädagogisch betreute Spielplätze sind ein Treffpunkt für Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters

Pädagogisch betreute Spielplätze sind auch Abenteuerspielplätze, d. h., um spannende Erfahrungen machen zu können, sind Arrangements und Aktivitäten notwendig, die ein gewisses, überschaubares Gefahrenpotenzial vorhalten. Ein Abenteuerspielplatz darf also auch gefährlich sein, damit er nicht langweilig wird. Dies wird deutlich bei Aktionen z. B. am Feuer, beim Reiten oder beim Klettern, die auch erlebnispädagogischen Charakter haben (Schock 2007).

Schule, Leistung und Kontrolle prägen heutzutage den Alltag vieler Kinder und Jugendlicher. Als Alternative stellen pädagogisch betreute Spielplätze Freiräume zur Verfügung, in denen sich Kinder und Jugendliche frei von Zwängen und der Anforderung, etwas tun zu müssen, entspannen und entfalten können. 

Der Alltag von Kindern und Jugendlichen ist häufig sehr bewegungsarm. Pädagogisch betreute Spielplätze bieten vielfältige Möglichkeiten und Anregungen zu  bewegungsaktivitäten im Freien. Laufen, Rennen, Klettern, Hangeln, Balancieren usw. ermöglichen Körpererfahrungen, die in unserer technisierten Welt nach und nach verloren zu gehen drohen. Aktiv zu sein bedeutet zudem wirksam zu sein, zu handeln, teilzunehmen, tätig zu sein oder etwas in Bewegung zu setzen.